Weltanschauung!

Ein großes Wort - 'Weltanschauung'! 

Ist sie das, was mein Denken und Handeln leiten sollte? Ist mir die Prägung meiner Weltanschauung 'bewußt', oder kommt sie dann zur Geltung, wenn ich mich aus dem Bauch heraus entscheide?

Beginnen wir ganz von vorne. Ein Menschenkind erblickt das Licht der Welt - seine 'Anschauung' beginnt mit dem Gesicht und der Brust der Mutter. Später kommt Unwichtigeres hinzu, wie z.B. das Gesicht des Vaters, die Stimmen der Eltern und - endlich - unterschiedliche, wohlschmeckende Ernährung! 😉

Noch ist das Kind weit entfernt von einer Ich-Bezogenheit, von einer eigenen Weltanschauung. Doch Vater und Mutter geben sich Mühe und sprechen auf das Kind ein, singen Lieder und schneiden Grimassen. "Das ist die Welt?", fragt sich das Kind und würgt angewidert den 'Alete-Karotten-Brei' wieder hervor. Der Vater, ein ganz Schlauer, interpretiert die Kotzerei als sichtbaren Protest der Nachwachsenden am autoritären Establishment.

Die Mutter wischt dem Säugling die rote Schmiere aus dem Gesicht und versucht es nun mit selbstzerquetschten Bananen, welche der vorher unwillige Menu-Kritiker gerne in sich aufnimmt. Trotz gelegentlicher Nahrungsverweigerung und elternlicher Fehleinschätzungen wächst und gedeiht der Stammhalter prächtig.

Wir überspringen ein paar Lebensjahre. Die Eltern gaben sich inzwischen größte Mühe und lehrten dem Kind alles, was sie an Wissen in sich hatten. Dennoch wird er, nennen wir ihn 'Kevin', zu keinem Kindergeburtstag eingeladen. Kevin nutzt seine geistige Vielfältigkeit dazu aus, andere Kinder zu bevormunden. Wenn er mit seiner Weltanschauung nicht 'durchkommt', schlägt er brutal zu. Diese Überzeugungskraft mag er sehr, sodaß er manchmal die Argumente von vorne herein wegläßt.😉

Die Nachbars-Mama beklagt sich gelegentlich bei Kevin´s Mutter, sie hätte ihren Sohn zum 'Macho' erzogen, was diese entrüstet von sich weist und erwidert, daß Kevin eigentlich ein Mädchen sein möchte und sie sich diesbezüglich einige Sorgen mache. Kevin´s Vater hingegen freut sich und meint, sein Sohn hätte den von ihm vermittelten, umfänglichen Freiheitsbegriff sehr gut verinnerlicht.

Nun erleben wir Kevin in der Pubertät, das Gesicht voller Akne und einzelner, dünner Barthaare. Er mag sich selbst nicht besonders und widerspricht allem und jedem. Sein Vater geht ihm aus dem Weg, die Mutter versucht es mit aufopferungsvoller Kinderliebe. Kevin, der einstmals hoffnungsvolle Freudenspender, bricht die Schule ab und trifft sich häufig mit rechtsradikalen Altersgenossen. Über seine Weltanschauung denkt er nicht nach, doch er mag, wie Putin und Trump mit anderen Leuten umspringen.

Seinen Vater hält er für ein 'Weich-Ei', für einen 'Moral-Apostel', der nicht kapieren will, das man die Welt nicht mit Gewaltlosigkeit lenken kann. Regeln sind für ihn nur erstrebenswert, wenn er sie selbst aufstellen kann.

Kurzes Fazit: Ich denke, meine Weltanschauung setzt sich aus vielen Faktoren zusammen. Eine grundsätzliche Menschenliebe mag der Wichtigste sein, denn ohne Respekt und Toleranz gegenüber den Mitmenschen ist keinerlei vernünftiger Sinn des Lebens möglich! 

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Eibe!



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