Die Schnabeltasse!



Nachts, wenn der Berliner Reichstag zur Ruhe kommt und in der Glaskuppel die Lichter ausgehen, wird der kleine Herr Scholz munter. Er wechselt seine Schuhe, greift mit sicherer Hand seine Aktentasche und joggt mit der Gelassenheit eines großen Staatsmanns nach Hause.

Zur gleichen Zeit ist auch Mehmet Özgür auf der Straße, ein Kind kurdischer Eltern. Er sieht Herrn Scholz, holt ihn ein und spricht: "Guten Abend, Herr Bundeskanzler, darf ich sie zu einem Balik Ekmek einladen?"

Olaf Scholz weiß ein Fischbrötchen durchaus zu schätzen, doch er antwortet: "Ein ander Mal sehr gerne, aber heute wartet meine Frau mit einem Lapskaus auf mich."

Mehmet hat ausreichend Luft und läuft locker mit, obwohl Herr Scholz das Tempo erhöht: "Sie sollten die Einladung eines Kurden zum Essen nicht ausschlagen, Herr Bundeskanzler, der Frieden in der Welt wird es Ihnen danken."

"Ach nein, nicht auf diese Tour", antwortet Herr Scholz und öffnet seine Aktentasche. Sie enthält viele kleine Snacks aus der ganzen Welt, wie Mehmet schnell erkennt. "Sie Armer, da wird es höchste Zeit für einen Balik Ekmek von meiner Mama. Das sind die Besten der Welt!"

Bei diesen Worten hören die beiden Jogger ein metallisches Sirren, gefolgt von einem massiven Schlag, direkt auf des Bundeskanzlers Auge. Wie erstarrt bleibt Olaf stehen, um dann langsam zur Seite wegzukippen. Mehmet fängt den Kanzler auf und wundert sich, wie leicht der Kleine ist. Er tätschelt ihm die Wange und schaut sich die Kopfverletzung an.

Der hat einen harten Schädel, denkt er noch, wird dann aber von vier Sicherheitsbeamten weggerissen und auf dem Bauch liegend in Handschellen gelegt. "Du kannst morgen schon mit Deiner Mama die Heimreise antreten", schreit einer der Beamten, wodurch Olaf sein Bewußtsein zurückerlangt: "Halt", ruft er, "der Mann hat nichts getan!"

Die Aggression der Sicherheitsbeamten weicht aus ihren geballten Fäusten. Am Nachthimmel wird es taghell und eine Gestalt schwebt aus den Wolken zur Erde. Es ist Jesus, der das Brot bricht und Fische unter den Anwesenden verteilt. Mehmet, der Moslem, versteht nicht, was da gerade passiert. Jesus schüttelt Olaf die Hand und meint, er solle etwas besser auf sich aufpassen, auch wenn Mistgabeln nicht oft auf Berliner Straßen herumliegen.

Der Bundeskanzler hat schon vor Jahren die evangelische Kirche hinter sich gelassen. Sein in der Regel glasklarer Verstand will die Vorkommnisse nicht akzeptieren. Unfälle beim Joggen, himmlische Eingebungen, und türkische Fischbrötchen - wieso widerfährt das alles ihm, dem einflußreichen Staatslenker?

Aus dem Augenwinkel sieht er, wie sich Jesus und Mehmet in den Armen liegen und sich lachend auf die Schenkel klopfen. Der Bundeskanzler läuft blutüberströmt weiter, seinem Lapskaus entgegen. Hinter ihm das Rettungsfahrzeug - la lü, la la! Hoffentlich erreicht es ihn noch, bevor der nächste Schlag seine Sinne erneut verwirrt und er das Abendessen aus der Schnabeltasse trinken muß!😉 

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