Wie kann ein vernünftiger Mensch "AfD" wählen? Er kann, weil er z.B. in einem thüringischen Wahllokal Anfang September die Möglichkeit dazu hat. Bei seiner Stimmabgabe ist er zum Nachdenken nicht verpflichtet. Er muß sich auch um einen möglichen Ministerpräsidenten namens "Höcke" keine Gedanken machen. Des Weiteren kann ihm die zukünftige Entwicklung seines Heimatlandes Deutschland völlig egal sein.
Meine Meinung ist, Wahlberechtigte, die bedenkenlos "AfD" wählen, sind Staatsfeinde! Diese sind meist Männer und befinden sich in einer bestimmten Altersgruppe. Jedenfalls werden sehr viel weniger Frauen als Männer von den verfassungsfeindlichen, völkischen Parolen der "AfD" angezogen. Warum ist das so?
Was macht die "AfD" gerade in Thüringen so interessant, daß sie laut Umfragen 30% der Wählerstimmen erreicht? Ich will hier keine Antworten geben. Solche müßten vielfältig sein und würden eine umfangreiche Analyse voraussetzen. Also fordere ich zum eigenen Nachdenken auf.
Ich erzähle euch eine kleine Geschichte. In der DDR wurde gerne "Westfernsehen" geguckt. Das Werbefernsehen zeigte eine heile Welt, in der es allen gut ging. Diese Welt weckte bei den "Ossis" Begehrlichkeiten. Sie wollten auch bei Sonnenschein mit der "Rama" auf dem knusprigen Brötchen im eigenen Garten frühstücken. Als die Mauer fiel, holte man sich 100 DMark und genoß damit die Vorboten der Freiheit.
Nun mußte - gerade aus östlicher Sicht - alles ganz schnell gehen. Der Beitritt zur BRD und der Umtausch des Geldes. Doch es dauerte nicht lange, bis man sich über den Tisch gezogen fühlte. Die maroden Wirtschaftsbetriebe in der DDR wurden von der "Treuhand" verramscht, die Arbeitsplätze gingen verloren. Wer konnte verließ die ehemalige DDR und suchte im Westen sein Glück.
Kein Wunder, daß es in dieser Situation "Verlierer" und "Gewinner" gab. Es mußte sehr viel Geld in "den Osten" investiert werden, um dort neue Wirtschaftsstrukturen aufzubauen. Doch im Osten wollte man gleichberechtigt sein und ist es bis heute nicht. Die Frauen und Männer, die in der DDR für den "Umsturz" sorgten, waren schnell vergessen. Hingegen ging der Stern des Bundeskanzler Kohl auf, weil er den Menschen im Osten blühende Landschaften versprach, und dann fragwürdigen Parteispendern sein "Ehrenwort" gab, für immer über die Herkunft des Geldes zu schweigen.
Alle Deutschen unterstützten mit ihrem "Soli" den Aufbau in den östlichen Bundesländern, wo in diesen Tagen die "AfD" und die neugegründetete Partei der Frau Wagenknecht in der Unzufriedenheit vieler "Ossis" aufblühen. Soweit mein Nachdenken, soweit meine Befürchtungen, daß im deutschen Osten passieren könnte, was nicht sein darf!
Danke für diesen Eintrag. War für mich eine gute Zusammenfassung, die ich in dieser Form gerne auch weitergebe. Zum Beispiel an meine Mutter, die sich gestern wunderte, dass der Begriff Ostdeutschland in unseren Zeitungen - also, Zeitungen, naja, eher Quatschblätter - noch verwendet wird. "Sind die noch immer getrennt?"
AntwortenLöschenOffensichtlich schon, und das tut dem ganzen Land nicht gut.
Schade, eigentlich.
Lieben Gruß
Ich bedanke mich für Deinen Kommentar, liebe Sparköchin! In Österreich herrschen ja ähnlich erschreckende Zustände wie in Deutschland, nur gibt es bei euch besseres Essen! 😉
AntwortenLöschenHm, warum soll es den Begriff Ostdeutschland nicht geben? Ich war jetzt zwei Wochen in Norddeutschland und bin jetzt wieder in Süddeutschland ;-)
AntwortenLöschenDeine Ausführungen sind kurz und knapp zusammengefasst, Padernosder, und ich denke, du lebtest nah genug dran (im Gegensatz zum geografischen Westen Deutschlands oder zu Wien, winke winke, Sparköchin), um dieses Glück des Mauerfalls mitzufühlen. Ich komme aus dem Nordosten Bayerns, da hörte die Welt nach ein paar Kilometern auf - tschechische und DDR-Grenze - und dann Glasnost und Perestroika! Unfassbar, auch für uns.
Und dann nach einigen Monaten der Schock. Ich war zuvor nie in der DDR, fuhr also nach dem Mauerfall mit Familie zu den Verwandten nach Leipzig, die uns jahrelang genötigt hatten, die Produkte aus dem Werbefernsehen zu schicken und fragte mich jetzt, wie Kohl blühende Landschaften versprechen kann. Es war alles marode, am Zusammenfallen, dreckig, stinkend ... vergleichbar mit dem derzeitigen Zustand unseres Schienennetzes, höhö.
Heute, nach 35 Jahren ist Leipzig eine moderne, quirlige Stadt, was für eine Leistung! Zwei Nichten von mir leben heute dort und würden niemals in den "Westen" gehen, obwohl sie echt einen schwierigen Start als Wessis hatten.
Auf die Wahlergebnisse bin ich auch gespannt - besorgt natürlich. Die Unzufriedenheit und Angst ist im Westen ja nicht geringer als im Osten, nur sieht man sie heute halt leider sehr deutlich in den Wahlergebnissen von etwa 3 Millionen wahlberchtigten Sachsen und Thüringern.
Lieben Gruß!